In Istrien befindet sich das älteste in
Kroatien gefundene menschliche Artefakt aus der Altsteinzeit. Hierbei handelt es sich um einen von einem Urmenschen handgemachten Steinmeißel womit durch Schlagen Stücke abgebrochen wurden um diesen zu schärfen und daraus ein Handwerkzeug zu machen. Der Gegenstand ist etwa
800 000 Jahren alt und wurde in einer Höhle der
Fundstätte Šandalja bei Pula gefunden. In einer zweiten Höhle der gleichen Fundstätte wurden etwa 12 300 Jahre alte Überreste aus der Jungsteinzeit entdeckt - die Überreste eines prähistorischen Cro-Magnon-Menschen, Knochen von Jagdtieren und eine große Feuerstelle. Zu dieser Zeit lebten die Ureinwohner Istriens in der Romualdo-Höhle in der Nähe des Limfjord und in der Vergotinova Höhle bei Poreč. Es herrschte die Eiszeit.
Mit dem Klimawandel begann in Istrien etwa 6000 v. Chr. die Jungsteinzeit, das Neolithikum. Die Eiszeit endete, das Klima für die Lebensbedingungen verbesserte sich und die Pflanzen- und Tierwelt entfaltete sich in ihrer Vielfalt. Der Neolithische Mensch verließ seine Schutzhöhle, lernte Steine besser zu verarbeiten und die Handwerkzeuge auf Holzgriffe zu stecken. Er entdeckte den Lehm und erfand so Tongefäße. Die istrischen Tongefäße aus dieser Zeit haben eine einfache und ovale Form. Verziert wurden sie durch Muster, die mit der Kante einer Muschel oder anderen Gegenständen eingeritzt wurden. Neben Landwirtschaft und Viehzucht entwickelt sich auch die Weberei und die alten Istrier beendeten Ihre nomadische Lebensweise und errichteten die ersten Siedlungen mit Hütten, die teilweise in der Erde vergraben waren. Solche Siedlungen gab es im Süden Istriens auf dem Gebiet von Verudela, Vela Gromača, Vižula, Paradišel und anderenorts.
An der Wende von der Kupfer- in die Bronzezeit, während des 3. und 2 Jahrtausends v. Chr. entstehen in der Region Istrien zahlreiche Festungen oder Castellieri (befestigte Burgen). Dies sind prähistorische Siedlungen mit Festungsanlagen, die an strategisch günstigen Standorten errichtet wurden. Die Herkunft der Bevölkerung, die sich in der Bronzezeit in den Festungen niedergelassen hat, ist nicht bekannt, jedoch lebten während der gesamten Eisenzeit die Histrier darin.
Die Histrier sind die ersten bekannten Bewohner auf der Halbinsel Istrien, die in den historischen Aufzeichnungen der alten Griechen und Römern dokumentiert wurden. Die Bezeichnung Istrien geht auf den Namen der Histri zurück. Sie beschäftigten sich mit der Jagd und dem Fischfang, der Haltung von Weidevieh wie Ziegen und Schafen und mit der Piraterie, weshalb sie bei den Historikern einen gefährlichen Ruf hatten. Sie handelten mit den Griechen, waren Polytheisten und verehrten weibliche Gottheiten. Ihre Zeitgenossen hielten sie für große Menschen - der durchschnittliche Mann war 1,65 m groß, und die Frau 1,53 m.
Ihr Leben auf den Festungen verlief ungestört bis zu dem Zeitpunkt als sie hinsichtlich der Piraterie an der nördlichen Adria mit den Römern in Konflikt gerieten. Die Römer besiegten sie in den histrischen Kriegen Ende des 3. und 2. Jahrhunderts v. Chr., worüber der Historiker Titus Livius ausführlich geschrieben hat. Die histrischen Stämme wurden im Krieg durch König Epulon geführt. Die endgültige Abrechnung erfolgte in der histrischen Hochburg Nesactium in der Nähe von Pula, welche von den Römern belagert wurde. Als Epulon und die histrischen Soldaten erkannten, dass es keinen Ausweg gibt, begingen sie Selbstmord. Trotz der kriegerischen Niederlage lebten die Histrier für einige Zeit weiterhin in ihren Festungen in ganz Istrien.
In der Mitte des 1. Jahrhunderts v. Chr., zur Zeit das römischen Herrschers Gaius Julius Caesar wurden die Histrier von den Römern, von der Küste ins Landesinnere vertrieben um an der Küste ihre Einwohner anzusiedeln und die Kolonien Pula und Poreč zu gründen.
Zur Zeit der Römer entwickelten sich in Istrien eine Reihe von Errungenschaften der Zivilisation und des geordneten Lebens. Die Alphabetisierung wurde übernommen, es entstanden Städte in Form von Gemeinschaften, Straßen und Seehäfen wurden gebaut sowie ein System zur Katastervermessung von Grundstücken festgesetzt. Der Bau blühte und die großen Bestände an kulturellen und historischen Baudenkmälern aus der römischen Zeit sind bis heute erhalten geblieben – die bekanntesten sind die Arena von Pula und der Augustus Tempel. Cäsars Nachfolger Kaiser Augustus stellte einen Zeitraum des Friedens und Wohlstands her und die Bewohner Istriens wurden mit den Rechten der Einwohner Roms gleichgesetzt. Auf istrischem Boden sind in den folgenden Jahrhunderten viele rustikale Villen aktiv die Keramik herstellen, während das Olivenöl und der Wein aus Istrien im ganzen Kaiserreich hoch geschätzt wird. Es entstehen die ersten christlichen Gemeinden.
Allerdings befand sich das Weströmische Reich bereits in einer tiefen Krise. Der Ansturm der Barbaren und interne Probleme führten im Jahr 476 zum Zusammenbruch des Weströmischen Reiches. Danach wechselten sich in Istrien, in nur kurzer Zeit mehrfach die Herrschaften der Germanischen Königreiche und des Byzantinischen Reiches ab. Die Herrschaft der Goten in der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts galt als ungewöhnlich mild, indessen erlebte die Sakralarchitektur im Byzantinischen Reich ihre Blütezeit. Das schönste Denkmal dieser Zeit ist die Euphrasius Basilika in Poreč.
Auch noch mehrere Jahrhunderte nach dem Untergang des Weströmischen Reiches haben sich die sozialen Beziehungen, die in der römischen Zeit in Istrien aufgestellt wurden, nicht großartig verändert. Es begann sich jedoch die ethnische Struktur aufgrund der massiven Einwanderung der Slawen und der etwas geringeren Zuwanderung der Germanen zu ändern. Ab der Mitte des 6. Jahrhundert mischten sich die Slawen allmählich mit der einheimischen Bevölkerung und akzeptierten allmählich das Christentum, jedoch blieben auch nach der Christianisierung einige heidnische Bräuche erhalten. Einige von ihnen, wie zum Beispiel die Zvončari (Glockenmänner) und der Karneval sind bis heute erhalten geblieben.
Ende des achten Jahrhunderts, als die europäische Bühne durch
Karl den Großen dominiert wird, wird Istrien Teil seines
Fränkischen Staates. Erst durch die Ankunft der Franken in Istrien begann sich das römisch-byzantinischen Sozialgefüge zu ändern. Es ist der Beginn der Feudalisierung, die zu diesem Zeitpunkt ganz Europa erfasst hatte. Die istrischen Städte werden zum Eigentum der waltenden Herrscher, es wurde ihnen auch die Herrschaft über das Hinterland entzogen und sie verloren ihre, in den früheren Jahrhunderten erworbene Unabhängigkeit. Die Ansiedlung der Slawen wurde nicht nur fortgesetzt sondern durch den Herzog Johann, dem fränkischen Statthalter von Istrien, der in Novigrad wohnte, organisiert umgesetzt. Den Slawen erteilte er Ödland und zu Beginn finanzielle Unterstützung. Der Herzog Johann führt einige neue Aufgaben ein, übernimmt einige Wälder und Weiden, die Bischöfe und Vasallen der Franken werden gestärkt, während die ehemalige römische Elite in den istrischen Städten abschwächt.
Die unzufriedenen Städte beschwerten sich bei Karl dem Großen, so dass er um das Jahr 804 die berühmte Versammlung am Fluss Rižana bei Koper zusammengerufen hatte. Dabei wurde den Städten die Selbstverwaltung anerkannt, nicht aber der Besitz von Grundstücken; auch nahm der Herzog Johannes die vielen auferlegten Anforderungen zurück, die er ursprünglich eingeführt hatte. Die Schlussfolgerungen aus der Versammlung von Rižana enthüllen wichtige Angaben über die sozialen Beziehungen und ethnische Struktur Istriens am Beginn des 9. Jahrhundert, erklären das System der fränkischen Administration und dienen als historische Quelle, die im europäischen Kontext von Bedeutung ist.
Ab dem 10. Jahrhundert ist Istrien Teil des Heiligen Römischen Reiches, jedoch ist deren Zentralregierung sehr schwach. Die Markgrafen überließen die Verwaltung ihren Statthaltern, der Adel und die kirchlichen Würdenträger sowie diejenigen, die ihr Lehen in Istrien militärisch schützten, gewannen an Stärke. Es wurden auch private Fürstentümer und Fürstenhäuser geschaffen. Unter solchen Umständen der feudalen Anarchie befreien sich einige istrischen Städte langsam von der Bischofs- und Feudalherrschaft und richten erneut die Selbstverwaltung ein.
In die Ereignisse, die sich in den istrischen Städten an der Westküste abspielen, verwickelt sich die Republik Venedig, die in der Zwischenzeit eine Blütezeit erlebt hatte und zur Seemacht in der Adria geworden ist, immer mehr. Es werden die ersten Verträge geschlossen, in denen Venedig den istrischen Städten Schutz und Handelsfreiheit gewährt und im Gegenzug wird den Venezianern militärische Hilfe zugesichert. Die Zusammenarbeit bereitete der wirtschaftlichen Entwicklung der Küstenstädte im 10. Jahrhundert einen Aufschwung: die Landwirtschaft, Fischerei und die Salzproduktion blühte, das Gewerbe entwickelt sich rasend und es sind einige Elemente der Autonomie vorzufinden, ähnlich denen, die die Städte bereits in der Antike hatten. Anders war es in Zentralistrien, wo das starke feudale System, welches in der karolingischen Zeit gegründet wurde, erhalten geblieben ist, so dass das Landesinnere von Istrien lange Zeit keine Selbstverwaltung aufbauen konnte und den Feudalherren unterstand.
Bis in die Mitte des 14. Jahrhunderts gelang es der Republik Venedig mit friedlichen und militärischen Mitteln, alle Städte an der Westküste der Halbinsel Istrien vollständig zu beherrschen. Obwohl sie sich die innere Autonomie und den Stadtrat behalten konnten, stand an der Spitze der venezianische Podestat. Es wurden hohe Steuern und Abgaben eingeführt und militärische Hochburgen errichtet, aus denen die venezianischen Kolonien in Istrien geschützt wurden.Das Landesinnere ging wiederum einen anderen historischen Weg. Es wurde Teil des Habsburger Reiches, wodurch seine jahrhundert alte Zugehörigkeit zum österreichischen Zivilisationskreis bestätigt wurde. Genauso wie der venezianische Teil Istriens, besaß der österreichische Teil auch keine einheitliche Verwaltung, sondern setzte sich im Spätmittelalter aus Ländereien und kirchlichen Besitztümern zusammen. Aufgrund der hohen Steuern und Abgaben, welche die Feudalherren eingeführt hatten,
Während des gesamten Zeitraums vom 14. bis 18. Jahrhundert muss sich Istrien mit häufigen Pest- und Malariaepidemien auseinandersetzen. Einige Städte sterben fast aus, so dass sich ständig neue Einwohner aus den Gebieten des heutigen Dalmatiens, Albaniens und Griechenlands ansiedeln.brachen mehrere Bauernaufstände aus.
Darüber hinaus kommt es während dem 16. und 17. Jahrhundert unter den Bewohner Istriens längs der Grenze zum venezianischen und österreichischen Teil der Halbinsel zu Auseinandersetzungen. Obwohl sie untereinander handelten und heirateten, waren die Istrier doch stark unter der venezianischen Herrschaft- den „Benečani“ und unter der österreichischen Herrschaft – den „Kraljevci“ unterteilt. Entlang der Grenze führten sie blutige Schlachten um Weideland, Wälder, Ackerland und Begrenzungen, gefolgt von der Zerstörung der Ernte, Entführung des Viehs und Ermordung von Zeugen. Weder die österreichische noch die venezianische Verwaltung unternahmen viel um die Auseinandersetzungen zu beruhigen. Fügt man epidemische Krankheiten sowie Dürre und Naturkatastrophen hinzu, wird klar, dass diese Periode eine der schwierigsten Phasen in der istrischen Geschichte ist. Es kam zu Raubüberfällen, Plünderungen reicher Familien, Kirchen und Reisenden auf den Straßen sowie zu Entführungen von Menschen und Vieh und Lösegeldforderungen.
Ende des 18. Jahrhundert befindet sich die Republik Venedig im Fall. Die wichtigsten Seewege wurden vom Mittelmeer in den Atlantik verlegt und auf der Welthandelsszene gewannen die neuen Seemächte wie Portugal und Spanien an Stärke. Diese globalen Prozesse berührten auch die istrische Wirtschaft und auf Verwaltungs- und politischen Ebene kam es zu einer turbulenten Zeit, in der sich in nur 16 Jahren, in Istrien 4 Staaten abwechselten.
Als im April 1797 die venezianische Republik zu existieren aufhörte, gehörte der venezianische Teil Istriens der Habsburger Monarchie an und die Halbinsel befand sich nach vielen Jahrhunderten wieder unter einer einzigen Regierung.
Doch in den stürmischen historischen Ereignissen jener Zeit wurde Istrien bald von Napoleon erobert. Die kurze Regierung Frankreichs dauerte von 1805. bis 1813 und wird aufgrund der Einführung des Napoleonischen Gesetzbuches in Erinnerung bleiben, in der die Justizbehörde von der Verwaltungsbehörde getrennt wurde. Die neuen Machthaber benutzten intensiv die natürlichen Ressourcen Istriens, besonders die Eichenbaumstämme aus der Umgebung von Novigrad und Brtonigla, aus denen Schiffe gebaut wurden. Zu dieser Zeit befinden sich die Engländer auf dem adriatischen Meer und versuchen, als ewige Rivalen Frankreichs, die Anwohner gegen die napoleonische Regierung aufzulehnen. Gleichzeitig behindern sie den Handel und die Seefahrt der istrischen Städte. Wiederholt belagerten und plünderten sie Rovinj, unterdessen die englischen Piraten die Handelsschiffe angriffen und Fracht und Schiffe kaperten. Napoleons Hauptverwalter gelang es nicht, ein kompaktes System in Istrien zu schaffen, obwohl die Einführung des Zivilgesetzbuches von einem Teil der Stadtbevölkerung als wichtiger Schritt nach vorne gesehen wurde.
Durch Napoleons Niederlage auf der Weltbühne bekommt das Österreichische Kaiserreich Istrien wieder und es beginnt ein einheitliches System der öffentlichen Verwaltung zu errichten. Es werden neue Hortikulturen, insbesondere Kartoffeln und Mais eingeführt und Istrien verzeichnet ein großes Bevölkerungswachstum: im Jahr 1848 gab es mehr als 230 000 Einwohner, die in 24 Städten und 479 Dörfern lebten. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhundert besitzt Istrien einen lateralen Landtag mit Sitz in Poreč und verzeichnet eine Stärkung des kroatischen Nationalbewusstseins.
Im Ersten Weltkrieg wurden die Istrier als Soldaten der österreichisch-ungarischen Monarchie mobilisiert, jedoch mit dem Kriegsende und dem Zerfall Österreich-Ungarns wird Istrien vom Königreich Italien besetzt. Während des Zweiten Weltkriegs organisieren die Bewohner eine Widerstandsbewegung gegen den Faschismus von Benito Mussolini und Istrien wird nach dem Krieg Teil Jugoslawiens und bleibt darin bis zu Jugoslawiens Zerfall am Anfang der 1990er Jahre, als das Territorium der Halbinsel Istrien von Kroatien und Slowenien geteilt wird.